Sektion "Baby-friendly Hospitals"

Gesundheitseinrichtungen in Österreich haben die Möglichkeit, sich durch das ONGKG als "Baby-friendly Hospitals" zertifizieren zu lassen. Die Zertifizierung erfolgt nach den von WHO und UNICEF ausgearbeiteten „Zehn Schritten zum erfolgreichen Stillen“ und erfordert die Umsetzung der Bestimmungen des „Internationalen Kodex zur Vermarktung von Muttermilchersatzprodukten“ (WHO-Kodex).

Hintergrund

Warum ist Stillen wichtig?

Stillen stellt die natürlichste und bestmögliche Ernährung für einen Säugling dar und fördert die enge Verbindung zwischen Mutter und Kind. Die vielen Vorteile, die das Stillen Müttern und ihren Kindern bietet, sind sehr gut dokumentiert.

Trotzdem werden weltweit immer weniger Babys gestillt bzw. immer früher abgestillt. Gleichzeitig wird viel früher begonnen, mit industriell erzeugter Säuglingsnahrung zuzufüttern. Wichtige Kenntnisse und Erfahrungen mit dem Stillen und Stilltechniken werden immer seltener von Generation zu Generation weitergegeben. Das Stillen hat seine Selbstverständlichkeit verloren. Als Folge sterben jährlich vor allem in den Entwicklungsländern 1,5 Millionen Kinder an Krankheiten, die durch regelmäßiges Stillen vermieden werden könnten.

Die Vorteile des Stillens liegen auf der Hand:

  • Muttermilch ist die von Natur aus vorgesehene Nahrung für einen Säugling und ideal auf die Bedürfnisse des heranwachsenden Kindes abgestimmt.
  • Stillen ermöglicht Kindern eine gesündere körperliche Entwicklung und fördert die Entwicklung des kindlichen Immunsystems. Gestillte Kinder erkranken seltener an Infektionen des Magen-Darm-Traktes, der Luftwege, des Mittelohrs, der Harnwege und der Hirnhäute.
  • Auch die Gesundheit der Mütter wird gefördert: Stillen senkt das Risiko an Brustkrebs, Eierstockkrebs, Wochenbettdepressionen oder an Diabetes mellitus (nach vorhandener Schwangerschaftsdiabetes) zu erkranken.
  • Die Bindung zwischen Mutter und Kind wird gefördert und schon früh gefestigt.
  • Muttermilch ist immer verfügbar, gebrauchsfertig und richtig temperiert. Nachtmahlzeiten gestalten sich viel unkomplizierter und verbrauchen weniger Zeit. Auch Unternehmungen sind einfacher, da Babys unabhängig von diversen Utensilien, Wasser und Strom versorgt werden können.
  • Durch die beim Stillen und dem damit verbundenen Saugreiz ausgeschütteten Hormone kommt es zu einer schnelleren Rückbildung der Gebärmutter. Der hormonelle Einfluss trägt auch zur Blutstillung und zur Verminderung des Wochenflusses bei.
  • Da die mütterliche Milchproduktion Energie verbraucht, kann dies eine erwünschte Gewichtsabnahme nach der Schwangerschaft unterstützen.
  • Stillen ist umweltfreundlich und spart Geld, da weder aufwändige Fertigungen und Verpackungen noch Lagerung oder Transport benötigt werden.

Stillen und Stillförderung stellen somit eine der kostengünstigsten und wirksamsten Präventivmaßnahmen im Gesundheits- und Sozialbereich dar.

Aus diesem Grund haben die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) im Jahr 1991 gemeinsam die Initiative „Baby-friendly Hospitals“ (BFHI) ins Leben gerufen, die im deutschen Sprachraum auch als „Stillfreundliches Krankenhaus“ bekannt war und die in Österreich seit September 2010 von der Sektion „Baby-friendly Hospitals“ des Österreichischen Netzwerks Gesundheitsfördernder Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen (ONGKG) betreut wird.

Ziel der Initiative ist es, die Bedingungen für das Stillen zu verbessern und Mütter aktiv zum Stillen zu ermutigen. Die WHO empfiehlt, dass Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich gestillt werden. Dazu sollten die Mütter jede notwendige Unterstützung erhalten. Anschließend kann langsam und schrittweise geeignete Beikost eingeführt und weitergestillt werden. Das Stillen soll bis ins zweite Lebensjahr – und wenn Mutter und Kind es wünschen, darüber hinaus – weitergeführt werden.

Die Zertifizierung

Mit Hilfe der Selbstbewertung wird als erster Schritt auf dem Weg zur Zertifizierung eine Selbsteinschätzung vorgenommen. Daraus geht hervor, ob die Empfehlungen von WHO und UNICEF zum "Baby-friendly Hospital" in der ansuchenden Einrichtung bereits erfüllt bzw. umgesetzt sind.

Einrichtungen, die vor ihrer ersten Zertifizierung steht, wird empfohlen, einen Beratungstag in Anspruch zu nehmen. Im Rahmen dieses Beratungstages werden gemeinsam mit einer BFHI-Gutachterin Stärken analysiert, Verbesserungspotenziale identifiziert und Vorschläge zur Weiterentwicklung beleuchtet, um eine positive Beurteilung am Ende des Zertifizierungsprozesses wahrscheinlich zu machen.

Die umfassende Schulung des gesamten Personals, das mit Schwangeren, jungen Müttern und Babys zu tun hat ist eine entscheidende Voraussetzung für ein stillfreundliches Umfeld. Für die Fortbildung können sowohl die eigenen Möglichkeiten des Krankenhauses als auch die Ausbildungsangebote von Still- und Laktationsexpert:innen z. B. des Europäischen Instituts für Stillen und Laktation, genutzt werden. Das notwendige Ausmaß beträgt 20 Stunden für Pflegepersonal und Hebammen, 10 Stunden für ärztliches Personal und 4 Stunden für nicht-klinisches Personal (z.B. Physiotherapie, Reinigungskräfte etc) innerhalb von maximal vier Jahren vor Zertifzierung. 

Folgende Unterlagen müssen vor dem Vor-Ort-Zertifizierungstermin an das ONGKG übermittelt werden:

Zur Zertifizierung hält sich ein Team von zwei bis drei BFHI-Gutachter:innen, je nach Größe der Einrichtung, ein bis zwei Tage in der Entbindungsabteilung auf. Die Gutachter:innen beobachten die Klinikroutine, interviewen das Personal und befragen die Mütter zu ihren Erfahrungen in der Einrichtung (die Befragung der Mütter erfolgt bei der Verlängerung der Zertifizierung mittels schriftlichen Fragebögen). Der Umfang der Begutachtung ist durch die standardisierten Prüfungsunterlagen vorgegeben.

Kontakt

Wenn Sie mehr über die Sektion Baby-friendly Hospitals wissen möchten oder sich als Baby-friendly Hospital zertifizieren lassen möchten, kontaktieren Sie uns bitte unter +43 1 51561 222 bzw. unter ongkg@ongkg.at.

Sprecherin der Sektion ist Dr.in Kergi Leitgeb, IBCLC

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