"Wir schauen auf uns" – Kollegiale Erstbetreuung als Teil der Gesundheitsförderung am LKH Hochsteiermark

Seit 2019 trägt ein umfassendes Präventions-, Trainings- und Interventionskonzept am LKH Hochsteiermark dazu bei, Aggression und Gewalt zu reduzieren und vorzubeugen. Ein zentraler Bestandteil dieses Ansatzes ist die strukturierte Nachsorge für Mitarbeitende, die belastende oder traumatisierende Ereignisse erlebt haben.

Nachsorge als essentieller Bestandteil des Präventions- und Trainingskonzepts

Mitarbeitende sind in ihrem beruflichen Alltag immer wieder herausfordernden und potenziell traumatisierenden Situationen ausgesetzt. Das Risiko einer akuten Traumatisierung besteht in nahezu allen Berufsfeldern des Gesundheitswesens. Eine wertschätzende Haltung sowie gezielte Unterstützung durch Führungskräfte sind für die Verarbeitung solcher Erlebnisse von entscheidender Bedeutung. Betroffene fordern diese Form der Unterstützung aktiv ein – ein klares Signal für die Notwendigkeit einer systematisch verankerten kollegialen Erstbetreuung.

Ausbildung Kollegialer Erstbetreuer:innen (KEB)

Im Januar und Februar 2025 wurden am LKH Hochsteiermark insgesamt 46 Fachkräfte – darunter das gesamte mittlere Pflegemanagement, eine Mitarbeiterin der Arbeitsmedizin sowie ein Deeskalationstrainer – zu kollegialen Erstbetreuer:innen ausgebildet. Diese gezielte Qualifizierungsmaßnahme stärkt die innerbetriebliche Gesundheitsförderung und gewährleistet eine professionelle und sofortige Erstbetreuung nach belastenden Ereignissen.

Nutzen für Mitarbeitende

Unmittelbar nach einem belastenden Ereignis, in den ersten Minuten und Stunden, ist eine rasche und gezielte Unterstützung durch kollegiale Erstbetreuung von zentraler Bedeutung. Bereits wenige, aber gezielt eingesetzte Interventionen können dazu beitragen, die emotionale Belastung zu mindern und die Verarbeitung des Erlebten positiv zu beeinflussen. Diese frühzeitige Begleitung stärkt die Resilienz der Betroffenen und fördert langfristig ihre psychische Gesundheit.

© Flipchart Silvia Stephan ProDema

Arbeitszufriedenheit und Nachhaltigkeit

Durch die bewusste Abkehr von standardisierten Routinen – wie automatisierte E-Mail-Antworten oder telefonische Rückrufe nach Gewaltmeldungen – und die gezielte kollegiale Ersthilfe erfahren betroffene  Mitarbeitende unmittelbar und unmissverständlich eine wertschätzende Reaktion nach einem Übergriff. Diese Form der persönlichen Rückmeldung hat nicht nur einen positiven Einfluss auf die individuelle Verarbeitung des Ereignisses, sondern stärkt auch nachhaltig die Arbeitsbeziehungen innerhalb des Teams und der gesamten Organisation am LKH Hochsteiermark, KAGes.

Ein solches Zeichen der Wertschätzung ist von zentraler Bedeutung für jene Mitarbeitenden, die durch ihre tägliche Arbeit das Gesundheitssystem tragen. Es setzt einen bewussten Kontrast zu anonymisierten Prozessabläufen, die häufig das Gefühl vermitteln, lediglich „eine Nummer im System“ zu sein. Stattdessen wird ein unterstützendes und menschliches Arbeitsumfeld geschaffen, das Sicherheit und Zugehörigkeit fördert.



Kontakt: 

LKH Hochsteiermark

Helmut Fischer, Deeskalationstrainer 
Helmut.Fischer@kages.at